Filmvorführung „Die Geige aus Cervarolo“

29. Oktober 2012, Filmtheater Hasetor, 20 Uhr

Die Geige von Cervarolo

Während des Zweiten Weltkriegs begeht die deutsche Wehrmacht, unterstützt
von italienischen Faschisten, zahlreiche Kriegsverbrechen in Norditalien,
darunter auch an den Einwohnerinnen und Einwohnern von Cervarolo, einem
kleinen Ort in der Provinz Reggio-Emilia. Verübt werden die Massaker von
Angehörigen der Wehrmachtsdivision „Hermann Göring“ als Rache für ein
Gefecht im Dorf Cerré Sologno, bei dem Partisanen die Oberhand behielten.

Italo Rovali, der Sohn des Geigers Virgilio Roval aus Cervarolo, versucht
fast siebzig Jahre danach die Verantwortlichen für das Verbrechen zu
finden. Dank seiner hartnäckigen Nachforschungen und den Ermittlungen von
Staatsanwälten wird 2009 in Verona endlich ein Prozess eröffnet. Mit Hilfe
der Erinnerungen derer, die als Kinder damals alles mitansehen mussten und
der Überlieferungen seiner Familie lebt im Verlauf des Prozesses die
unglaubliche Geschichte der Geige von Virgilio Roval wieder auf.

Das Gericht verurteilt am 6. Juli 2011 sechs ehemalige Wehrmachtssoldaten
zu lebenslangen Haftstrafen und hohen Entschädigungszahlungen – unter
ihnen auch Ferdinand Osterhaus, der in Osnabrück lebt.

Bei der Filmvorführung werden die beiden Regisseure Matthias Durchfeld und Nico Guidetti anwesend sein.
Der Eintritt ist frei.

In Kooperation mit dem AStA der Universität Osnabrück

Weitere Informationen unter http://maipiufascismo.blogsport.de

Bundesweiter Aufruf zur Filmtour „Die Geige aus Cervarolo“

MAI PIÙ FASCIMO –
kein Vergeben – kein Vergessen

Keine Ruhe für deutsche Nazi-Kriegsverbrecher! Sofortige und umfassende Entschädigung aller NS-Opfer!

Geige Cervarolo

Aufruf als pdf: Die Geige aus Cervarolo

Urteile gegen sieben deutsche Kriegsverbrecher in Verona

Im Juli 2011 wurden am Ende eines über eineinhalbjährigen Verfahrens vor dem Militärgericht in der norditalienischen Stadt Verona sieben ehemalige deutsche Wehrmachtssoldaten wegen ihrer nachgewiesenen Beteiligung an mehreren Mas- sakern an der italienischen Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkriegs zu lebenslangen Haftstrafen und Entschädigungszahlungen verurteilt. Allesamt waren sie Angehörige der Division »Hermann Göring«, einer »Eliteeinheit« der Wehrmacht, die sich durch ideologische Überzeugung und Freiwilligkeit auszeichnete. 67 Jahre nach den Gräueltaten in der Toskana und der Emilia Romagna, bei denen mindestens 390 Menschen jedweden Alters ermordet wurden, war für die Überlebenden und die Angehörigen der Opfer nach jahrzehntelangem Kampf um offizielle Anerkennung zumindest auf dem Papier ein kleines Stück Gerechtigkeit hergestellt: Erstmals wurden zumindest einige der als Planer und Kommandanten hauptverantwortlichen Täter nach langen Jahren des Schweigens auch durch staatliche Behörden als solche beim Namen genannt: Hans Georg Karl Winkler, Fritz Olberg (†), Wilhelm Karl Stark, Ferdinand Osterhaus, Helmut Odenwald, Alfred Lühmann und Erich Koeppe haben sich als Soldaten Nazideutschlands des gemeinschaftlich begangenen, mehrfachen, schweren Mordes schuldig gemacht. Drei weitere Angeklagte waren bereits vor dem Urteilsspruch verstorben, zwei wurden freigesprochen. Sechs der verurteilten Kriegsverbrecher verbringen noch heute unbehelligt ihren Lebensabend in Deutschland. Keiner der Angeklagten war in Verona vor Gericht erschienen, sie wurden lediglich durch Pflichtverteidiger vertreten.1 Für einstige Nazi-Täter, die laut Prozessakten bis zum heutigen Tage auch sonst keinerlei Reue für ihr Handeln empfinden, aus gutem Grund: Hätten sie sich beim Urteilsspruch auf italienischem Staatsgebiet aufgehalten, wären sie Gefahr gelaufen, umgehend ihre Strafe antreten zu müssen. Die BRD hingegen hält ihre schützende Hand über NS-Kriegsverbrecher: Weder müssen sie eine Auslieferung, noch eine Verhandlung der Kriegsverbrechen vor deutschen Gerichten oder gar die Vollstreckung des italienischen Urteils in Deutschland fürchten. Die Urteile von Verona mögen symbolische Ausstrahlungskraft haben. Entschädigungen für die Überlebenden und Angehörigen, die ihr Leben lang unter den Traumatisierungen und materiellen Folgen der Massaker leiden mussten, werden aber genauso unerfüllte Forderungen bleiben, wie die späte Konfrontation und In-Verantwortungnahme der Nazi-Täter. Fünf von ihnen sind derweil von ihren sicheren Alterssitzen in Deutschland aus in Berufung gegen die Urteile gegangen. Die Neuverhandlungen in Zweiter Instanz werden im Oktober dieses Jahres in Rom stattfinden.

Demonstration gegen Nazi-Kriegsverbrecher in Berlin

In Berlin fand am 20.4.2012 eine Demonstration im Gedenken an die Opfer der Wehrmachts-Massaker in Italien und gegen Nazi-Kriegsverbrecher statt. Die Demo richtete sich insbesondere gegen den in Berlin-Weißensee lebenden Herbert Wilke, der – wie auch Ferdinand Osterhaus aus Osnabrück – in Verona (in Abwesenheit) auf der Anklagebank saß, jedoch nicht verurteilt worden war.

Ein ausführlicher Aufruf findet sich unter:
http://de.indymedia.org/2012/04/328122.shtml

IGH-Urteil: Deutschland genießt Staatenimmunität bei Kriegsverbrechen

Vier Jahre, nachdem die Bundesrepublik Deutschland beim Internationalen Gerichtshof Klage gegen ein italienisches Urteil über Entschädigungszahlungen wegen NS-Kriegsverbrechen eingereicht hatte, ist nun das Urteil gefällt worden: Deutschland genießt Staatenimmunität und kann nicht belangt werden für Verbrechen, die seine Soldaten begangen haben (und in Zukunft noch begehen werden):

http://www.freitag.de/autoren/aredlin/igh-deutschland-muss-nazi-opfer-nicht-entschadigen

Keine Ruhe den Nazi-Tätern

Bild - Keine Ruhe

Tatort: Norditalien, 1944
Wohnort: Osnabrück-Haste, 2011

Der ehemalige Leutnant Ferdinand Osterhaus (94) aus Osnabrück, ist am 6. Juli 2011, zusammen mit sechs weiteren ehemaligen Wehrmachtsangehörigen, in Italien in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Militärgericht in Verona sieht es als erwiesen an, dass die Verurteilten an Massakern von Einheiten der Fallschirm-Panzer-Division „Hermann-Göring“ in der Emilia-Romagna und der Toskana beteiligt gewesen sind. Es befand sie des gemeinschaftlich begangenen, mehrfachen und schweren Mordes für schuldig.

Die Prozessurteile bringen nicht nur Licht in die Verbrechen der Wehrmacht in Südeuropa, ihre Aufarbeitung verdeutlicht, dass die Täter nichts zu befürchten haben. Die Opfer erhalten von deutscher Seite nichts als warme Worte, ihre Forderungen nach Wiedergutmachung werden bekämpft, sie werden verhöhnt. Die Bundesrepublik Deutschland nimmt die Gerichtsurteile in Griechenland und Italien dagegen zum Anlass, ihre Straffreiheit und ‚Immunität‘ bei Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung, wie in Jugoslawien und in Afghanistan, zu bekräftigen und für zukünftige Kriege zum Wohle Deutschlands nutzen zu können.
Die Geschichtswerkstatt regionale Täterforschung widmet sich in Zusammenarbeit mit dem Referat für politische Bildung des AStA der Universität Osnabrück und der studentischen Initiative Infoladen in drei Diskussionsveranstaltungen dem Prozess in Verona, der Rolle der Wehrmacht in Italien und ihrem weithin positiven Nachkriegsbild sowie schließlich der deutschen weitgehenden Untätigkeit in der Strafverfolgung von NS- und Kriegsverbrechern und der aktuellen Interventionen des deutschen Staates gegen Entschädigungsforderungen.

Ferdinand Osterhaus ist für die Beteiligung an den Massakern, die am 18. März 1944 in Monchio, Susano und Costrignano (Provinz Modena) und am 5. Mai 1944 in Mommio (Gemeinde Fivizzano/Provinz Massa-Carrara) begangen wurden, verurteilt worden. Dort wurden mindestens 153 ZivilistInnen, Kinder, Frauen und Männer, grausam ermordet.
Für die Überlebenden und die Familienangehörigen der Opfer ist dieser Prozess, der erst mehr als 60 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen stattfinden kann, die längst fällige öffentliche Auseinandersetzung mit einer Geschichte, die von der Allgemeinheit verdrängt und vergessen worden ist, die ihr weiteres Leben aber wesentlich geprägt hat. Die Ereignisse dieser Tage, an denen unschuldige Menschen von deutschen Wehrmachtssoldaten vergewaltigt und ermordet wurden, ihre Häuser und Höfe nieder gebrannt, und das wenige, was sie besaßen, geplündert wurde, ist in der Erinnerung der Angehörigen und Überlebenden präsent geblieben. … (weiter auf Seite 2)

Veranstaltungstermine

FREITAG 02.12.2011

Marianne Wienemann (Prozessbeobachterin, Bochum/ Reggio Emilia) und Gabriele Heinecke (Rechtsanwältin, Hamburg):

Informationen zum Gerichtsprozess gegen neun ehemalige Wehrmachtssoldaten (u.a. Ferdinand Osterhaus aus Osnabrück), die im Juni 2011 in Verona für die Beteiligung an Massakern gegen die Zivilbevölkerung in Nord-Italien 1944 verurteilt worden sind.

DIENSTAG 13.12.2011

Eberhard Rondholz (Journalist, Berlin):

Vortrag über die bundesdeutsche Kontinuität der systematischen Abwehr von Entschädigungsforderungen seitens der Opfer deutscher Kriegsverbrechen (bzw. ihrer Angehörigen) sowie die BRD-Praxis der Nichtauslieferung von deutschen Nazi-Tätern.

jeweils:

Ort: Universität Osnabrück Schloß, Raum 213

Zeit: 19 Uhr

IN VORBEREITUNG:

Januar 2012

Vortrag über die Wehrmachtsverbrechen in Italien

Veranstaltungen in Hannover zu den Urteilen von Verona

Auch in Hannover finden Veranstaltungen zu den Urteilen gegen die ehemaligen Angehörigen der Wehrmachts-Division „Hermann Göring“ statt: Die ag blinde flecken und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V. laden unter dem Titel Die Angeklagten sind nicht erschienen… für Fr., 25.11.2011, 20 Uhr zu einer Info-Veranstaltung mit der Prozessbeobachterin Marianne Wienemann ein. Am So., 27.11.2011, 18 Uhr wiederum wird die Dokumentation „Lo stato eccezione“ (dt. Ausnahmezustand) gezeigt, die den Verlauf des Prozesses zum Massaker in Marzabotto im Jahr 2007 festhält. Weitere Infos unter:

http://www.nds.rosalux.de/event/44746/die-angeklagten-sind-nicht-erschienen.html

Weiterführende Informationen zu den Kriegsverbrecherurteilen von Verona

Die Seite resistenza.de – Italien unter deutscher Besatzung bietet einen breiten Überblick zur deutschen Besatzung Italiens während der 2. Weltkrieges und den hier verübten Kriegsverbrechen. Zudem werden die in Verona geführten Prozesse gegen ehemalige Angehörige der Wehrmachtsdivision „Hermann Göring“ und die gefällten Urteile umfangreich dokumentiert.