Eine Nachbetrachtung zur Kundgebung „Solidarität mit Israel und Jüdinnen und Juden weltweit“ am 7. Oktober 2024

Aus Anlaß des Jahrestags des islamistischen Terrorangriffs auf Israel versammelten sich ca. 120 Antifaschist*innen, darunter viele Mitglieder jüdischer Gemeinden auf dem Marktplatz in Osnabrück zu einer Kundgebung. Sie stand unter dem Motto „Solidarität mit Israel und Jüdinnen und Juden weltweit“. In dem Aufruf des hierzu gebildeten Bündnisses 7.10. wurden Forderungen aufgestellt, die das Existenzrecht und die Verteidigung des Staates Israel bekräftigten und zur internationalen Bekämpfung des Antisemitismus in all seinen Formen aufriefen.

In mehreren Redebeiträgen wurden verschiedene Aspekte des brutalsten Pogroms seit der Shoah angesprochen. Einleitend wurde der Trauer um die ermordeten Geiseln Ausdruck gegeben und die dringliche Freilassung der verschleppten Geiseln gefordert, die auch auf Plakaten bestärkt wurde. Hieran schloss sich die Kritik der mangelnden Solidarität mit Israel in ihren unterschiedlichen Formen an, darunter die gesellschaftsübergreifende BDS-Kampagne, die „mit Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen versuchen, Israel in vielfältiger Art zu boykottieren, von Investitionen und Handel abzuschneiden, mit Sanktionen zu belegen, kulturell zu isolieren und zu diskreditieren“, wie ein Redebeitrag hervorhob.

Ein weiterer Beitrag kritisierte die vielfältige Entsolidarisierung durch staatliche Organisationen und Teile der deutschen Mehrheitszivilgesellschaft, die hierbei ihre eigene antisemitische und rassistische Orientierung ausdrücke, wie die Verdammung und Bekämpfung Israels durch sich selbst fortschrittlich sehende und linke Aktivist*innen weltweit. Weiterhin stellte er den Gegensatz des oftmals positiv herausgestellten jüdischen Lebens, etwa zuletzt bei den 1700-Jahr-Feiern jüdischen Lebens im Gebiet des heutigen Deutschlands, und die aktuell immer wieder bemühten doppelten menschenrechtlichen Standards gegenüber Israel auf der einen und in den palästinensischen Gebieten andererseits hervor.

Ein etwas ausführlicher Redebeitrag befasste sich mit den lokalen Formen von Antisemitismus und Anti-Israelismus. Hierbei wurde nicht nur auf die vermeintlich pro-palästinensischen Kundgebungen und Demonstrationen verwiesen, die Israel dämonisieren und dessen Zerstörung fordern, sondern ebenfalls auf die mangelnden Reaktionen der Politik und Universität im Zusammenhang mit dem Terrorangriff hingewiesen. Gleichfalls wurden die islamistischen und antisemitischen Aktivitäten der Grauen Wölfe und von Palästina Spricht angesprochen. Schließlich auf Personen hingewiesen, die im Institut für Islamische Theologie der Universität oder dem Islam-Kolleg, dort ist die Erdogan-Abhängige DITIB und die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland ein Bündnispartner, nach ihrer Ausbildung durch islamistische und faschistische Aktivitäten aufgefallen sind. Hieraus wurde die Forderung aufgestellt, sich vermehrt mit diesen Strukturen und Organisationen kritisch zu beschäftigen.

Neben einem spontanen Beitrag von Reinhart Richter ging die Geschichtswerkstatt regionale Täterforschung kurz auf die erinnerungshistorische Bedeutung des Versammlungsorts ein. Zum Ausklang wurde die israelische Nationalhymne gespielt.

Leider erhielt die Kundgebung eine geringe mediale Aufmerksamkeit. Während die Hasepost auf die Kundgebungsbeiträge nicht einging, versuchte die Osnabrücker Rundschau in ihrer Ankündigung, die Kundgebung zu vereinnahmen. Die NOZ berichtete nicht, sondern druckte im Vorfeld ein längeres Interview, das anscheinend den Eindruck erwecken sollte, dass jüdisches Leben in der Friedensstadt Osnabrück nicht gefährdet sei, der dann noch eine palästinensische Stimme gegenübergestellt wurde. Diese Argumentation, die den objektiven Bedingungen jüdischen Lebens und seinem Alltag Hohn spricht, was nicht nur die erforderliche Bewachung der Synagoge immer wieder vor Augen führt.

Osnabrück ist kein Friedens-Eiland in der antisemitischen Normalität, die durch ihr Verschweigen leider nicht in ihrer Gefährlichkeit entschärft wird. Wir wünschen uns weitere praktische Initiativen, die sich gegen diesen Irrglauben stellen und die wir gerne antifaschistisch unterstützen.